Nun soll ich also ein bisschen was über Hamburg erzählen. Aber wie fange ich an? Kurze Frage an Christina: „Du warst doch immer gut in Deutsch. Was meinst du, wie soll ich anfangen?“ Ihre kurze aber treffende Antwort: „Mit der Hinfahrt.“ Okay- klare Anweisung. Dann werde ich mein Glück mal versuchen…
Am Freitag trafen wir uns also um 7:00 Uhr am Reeser Busbahnhof. Zu meinem Erstaunen waren Christina und ich die letzten, die in den Bus eingestiegen sind, obwohl, und da bestehe ich drauf, wir nicht zu spät am Treffpunkt waren. Die Müdigkeit in den ersten Stunden war den meisten TTVern noch anzumerken. Einzig die Raudies von den hinteren Bänken ließen schon die ersten Kronkorken knallen. Spätestens als Jana die Mundorgeln auspackte und auch die anderen Mitfahrer anfingen die Sektgläser und Bierflaschen zu leeren, stieg neben dem Alkoholpegel auch die Stimmung im Bus. Die Freude auf ein schönes Wochenende war vielen anzumerken. Nach einigen kurzen und längeren Stopps näherten wir uns allmählich der freien Hansestadt Hamburg. Auf dem Weg zu unserer Unterkunft im Stadtteil St. Georg wurden wir dann mit einem unfassbar großen Aufgebot der Polizei begrüßt. Panzer, Wasserwerfer und mehrere Hundertschaften säumten die Straßen. Nach einem Empfangskomitee für den TTV sah die Veranstaltung nicht aus. Wie wir später herausfanden, waren wir in Mitten des Viertelseinquartiert, indem es zu Ausschreitungen zwischen Kurden und Islamisten gekommen war. Am Freitag und insgesamt am ganzen Wochenende hatte die Polizei jedoch alles im Griff. Angst und bange musste einem jedenfalls nicht werden. Nachdem wir die tolle Unterkunft im Motel One bezogen hatten, schwärmten die ersten Grüppchen des TTV aus und erkundeten die Stadt. Shopping und Sightseeing stand hoch im Kurs. Die Gruppe mit der ich unterwegs war, entschied sich zu einem Gang durch die Speicherstadt, ehe wir in einem gemütlichen Biergarten an den Landungsbrücken mit Blick auf den Hamburger Hafen einkehrten. Da inzwischen deutschlandweit Oktoberfest gefeiert wird, ließen auch wir uns nicht lumpen und bestellten die größtmöglichen Gläser Astra, dem gängigsten Hamburger Pils. Zwei, drei Astra später ging es auch schon zum gemeinsamen Essen im Schanzenviertel.
Ein alter Schulkollege von Jana gab uns den Tipp, diesen Alleskönner für italienische Gerichte und Grillspezialitäten aufzusuchen. Der Tipp erwies sich als gut. Für 30 Leute zeitgleich ein warmes und leckeres Essen aufzutischen war eine klasse Leistung. Nach dem Essen und dem Ouzo aufs Haus, zog fast die ganze Gruppe in Richtung Ausgehviertel „Reeperbahn“. In den Kneipen Hamburgs präsentierten wir uns von der besten Seite. Dass wir Kinder vom Land in der Regel trinkfest sind, demonstrierten wir in achtbarer Art und Weise. Angefangen in der bayrischen Almhütte hoppten wir von Kneipe zu Kneipe, wobei wir bei jedem Kneipen- bzw. Clubwechsel den einen oder anderen TTVer gen Hotel verloren haben. Schepi, neu TTVer Simon Brö. (Simon, nochmals herzlich Willkommen), Sascha B. und ich hielten die Fahnen des TTV bis ca. halb fünf Uhr hoch und ließen uns davon überzeugen, dass Jan Delay Recht damit hat, dass „auf St. Pauli lange noch nicht Schicht“ ist. Im Übrigen: Dass dies auch um 7.00 Uhr nicht der Fall ist, konnten Sammy, Nicole, Wolle und Lisa am Sonntagmorgen berichten.
Was gibt’s zum späten Freitagabend noch zu sagen? Hmm nicht mehr viel- jedenfalls nicht von mir. :) Doch eines gibt es noch zu erzählen. Wieder einmal wurde das außergewöhnliche Phänomen bestätigt, dass alkoholisierte Menschen immer irgendwie den Weg nach Hause finden und sich niemals endgültig verlieren. Trotz einiger Nickerchen an den Hamburger U-Bahnhöfen haben wir nämlich schließlich denWeg zu unserem Hotel gefunden. Damit nicht genug- wie durch ein Wunder tauchten auf einmal Carsten und Sammy auf, die wir zuvor verloren hatten.
Am Samstag stand dann die nächste gemeinsame Aktivität auf dem Programm. Bereits um 11.00 Uhr trafen sich die TTVer zu einer geführten Stadtrundfahrt. Dabei bewegten wir uns auf einem für den Niederrheiner bekannten Terrain. Die Rundfahrt machten wir nämlich mit dem Fahrrad. In zwei Gruppen aufgeteilt, ging es mit den Tour-Guides Lars und Mrs. X auf die Straßen Hamburgs. Gestartet sind wir in der neuen Hafen City, mit der noch immer nicht fertig gestellten Elbphilharmonie. Als uns unser Guide Lars die neue Wohnung von einem der beiden Klitschkos in der neuen Hafen City vorstellte und gleichzeitig offenbarte, dass auch er sich aktuell auf Wohnungssuche befindet, sorgte Sascha B. für einen vielzitierten Lacher. Auf dezente aber doch bestimmte Art und Weise erlaubte sich Sascha den Hinweis, dass er für diese Wohnung noch ein paar „Fietsentouren“ machen müsse. Die Gruppe lachte, dabei hatte Sascha doch einfach nur eines- Recht.
Nach einer kurzen Pause fuhren wir dann zum Rathaus und dann weiter entlang der Binnen- und Außenalster. Vor allem Dennis und ich hörten interessiert hin, als Lars uns erklärte, dass der Stellenplan der Stadt Hamburg auch einen „Schwanbeauftragten“ vorsieht, der dafür sorgt, dass es den Schwänen auf der Alster gut geht. Dies ist wichtig, da der Hamburger Volksmund sagt, dass Hamburg frei bleibt, solange sich Schwäne auf der Alster befinden. Wir haben uns vielmehr gefragt, ob sich eine Bewerbung lohnt. Wie ist die Stelle wohl bewertet? Egal.
Nach dem Besuch an der Alster ging es dann weiter über die Straßen Hamburgs, ehe wir am Stadion des Fußballclubs St. Pauli (Millerntor) ankamen und schließlich nach 2,5 Stunden wohlbehalten den Ausgangspunkt erreichten.
Nach der Radtour streuten die TTV-Grüppchen wieder in alle Richtungen aus. Wir gönnten uns ein Fischbrötchen an den Landungsbrücken. Schön dabei war der überraschte Gesichtsausdruck von Dennis, als ihn die Bedienung in feinstem Hamburger Dialekt fragte: „Na mein Hase, was bekommst du denn?“ Im Anschluss gingen wir durch den alten Elbtunnel auf die andere Seite des Hamburger Hafens. Dort angekommen, genossen wir einen außergewöhnlichen Blick auf die Stadt Hamburg und hatten zudem Glück, dass genau in diesem Augenblick ein Güterschiff unseren Standpunkt passierte. Schon Wahnsinn, dass auf ein solches Schiff bis zu 18.000 große Container untergebracht werden können. Nicht alle waren zu dieser „frühen“ Uhrzeit so aktiv. Einige ruhten sich auch im Hotel von dem anstrengenden Freitag aus und bereiteten sich so auf einen weiteren langen Abend vor. Die wohl aktivsten TTVer in Hamburg waren Hetty, Mecki, Martin und Werner. Wann auch immer die Zeit es zuließ, die vier waren schon unterwegs.
Den Samstagabend starteten wird dann ruhiger. Zunächst schauten wir uns das großartige Fußballspiel in der wohl großartigsten Location Hamburgs an. Das Essen und die Bedienung passten sich dem Niveau des Spiels an. Echte Profis eben.
Besser machten es da Hetty, Mecki, Martin und Werner die zusammen mit Silke und Olli, den Abend in einem Theater an der Reeperbahn verbrachten. Den Erzählungen zur Folge muss sich die Veranstaltung gelohnt haben. Die Rede war von „Tränen in den Augen“ und „so habe ich lange nicht mehr gelacht“. Ich kann es nicht beurteilen, aber es muss wohl ein gelungener Abend gewesen sein.
Unsere Gruppe ging nach dem Fußball in die urige Hafenkneipe „Zum scharfen Eck“. Gemütlich tranken wir drei bis sechs Asta. Wolle demonstrierte uns, dass er ein echter Fachmann an der Jukebox ist. Lautstark brüllte er durch den Laden, dass er nun etwas macht, was wohl noch keiner gemacht hat. Die Meute wartete gespannt. Und was war es nun? Nachdem „Y.M.C.A“ von Village People endete, programmierte Wolle durch Münzeinwurf exakt noch einmal das gleiche Lied in die Jukebox ein. Wir und die übrigen Gäste waren begeistert, was sich teilweise am fluchtartigen Verlassen des Lokals ablesen lies.
Nach dem Besuch der Hafenkneipe endete für eine Reihe von uns der Samstagabend in Hamburg. Sascha und Mareen hatten sich für Sonntag ein Besuch im Miniatur Wunderland vorgenommen. Eine Gruppe um Schepi und Jana wollten fiiit ( :) ) für einen Besuch auf dem Fischmarkt sein.
Wiederum eine große Gruppe blieb noch und betrieb nochmals Kneipen-hopping par excellence. Angeführt von Wolle, Nicole sowie Marcel und Caroline ging es noch einige Stunden durch die Party-Hochburg.
Am kommenden Morgen ereignete sich noch eine amüsante Gegebenheit auf dem Fischmarkt. Ein Marktschreier für Blumen hielt eine Palme in die Höhe und bewarb diese Palme in den höchsten Tönen. Nachdem er jedoch feststellte, dass es sich offensichtlich um ein äußerst hässliches Exemplar handelte, schob er ein kleinlautes „eigentlich“ hinterher und meinte damit wohl, dass es sich eben nur „eigentlich“ um eine sehr schöne Pflanze handelt. Die lebhaften Erzählungen der „Fischmarkt-Gruppe“ können die Begebenheit viel schöner darstellen, als es durch geschriebene Worte möglich ist. Lasst euch die Geschichte einfach einmal erzählen.
Um 15.00 Uhr machten wir uns dann auf den Heimweg. Die Rückfahrt verlief so, wie man es von Rückfahrten kennt. Die eine oder andere Anekdote wurde zum Besten gegeben. Ansonsten überwiegte die Müdigkeit. Einzig erwähnenswert noch der Rasthof in Vechta. Vollkommen euphorisch berichtete uns Marcel, dass es sich hier um den besten Rasthof Deutschlands handelt. Was uns erwartete war eine riesige, in die Jahre gekommene Gastronomie, unzählige Stühle und mittelmäßiges Essen. Aber nun gut, vielleicht hat sich Marcel auch einfach nur vertan…
Um genau 21:00 Uhr erreichten wir wieder den Reeser Busbahnhof. Ich glaube sagen zu können, dass die Fahrt ein voller Erfolg war. Wirklich alle sind auf ihre Kosten gekommen und haben einige schöne Stunden in der zweitgrößten deutschen Stadt verbracht. Großen Dank an Jana für die tolle Organisation. In dieser Art und Weise können wir in fünf Jahren (70 Jahre TTV Rees-Groin !) wieder auf große Fahrt gehen.